
100.000 Menschen an zwei Tagen, ein ausverkauftes Stadion, zwei hochdekorierte Künstler:innen. Das Doppelkonzert von Kendrick Lamar und SZA im Frankfurter Waldstadion vor Kurzem war ein kulturelles Highlight mit Signalwirkung – auch ökonomisch.
Auch abseits der musikalischen Begeisterung wirft das Event eine spannende verhaltensökonomische Frage auf: Warum empfinden Menschen hedonische Erlebnisse – wie Konzerte, Urlaube oder Wellness-Wochenenden – intensiver, wenn diese im Voraus bezahlt wurden?
Ein Blick auf aktuelle psychologische und verhaltenswissenschaftliche Erkenntnisse zeigt:
Der Zeitpunkt der Bezahlung beeinflusst maßgeblich, wie ein Erlebnis wahrgenommen wird – emotional wie ökonomisch.
Was sind hedonische Erlebnisse?
Hedonische Erlebnisse sind Konsumformen, die primär dem Genuss, der Freude und der emotionalen Bereicherung dienen. Dazu zählen:
- Konzerte und kulturelle Veranstaltungen
- Urlaubsreisen und Städtetrips
- Wellness- und Spa-Angebote
- Kulinarische Erlebnisse
- Freizeitaktivitäten aller Art
Im Gegensatz zu funktionalem Konsum, zum Beispiel von Haushaltsgeräten, Versicherungen oder für Reparaturen, steht hier nicht der Nutzen, sondern der emotionale Mehrwert im Vordergrund.
Wenn bezahlen weh tut
Verhaltensökonom:innen sprechen vom „Pain of Paying“: Der Moment des Bezahlens aktiviert im Gehirn dieselben Regionen, die auch bei physischen Schmerzen eine Rolle spielen. Insbesondere wenn Zahlung und Konsum zeitlich sehr nah beieinanderliegen, kann dies die Freude am Erlebnis reduzieren.
Vorauszahlung schafft hier einen klaren Vorteil: Der „Schmerz“ des Bezahlens wird bereits vor dem eigentlichen Event verarbeitet. Während des Erlebnisses selbst steht dann nur noch der Genuss im Fokus – frei von finanziellen Gedanken oder Abwägungen.
Das Prinzip lässt sich auf viele Lebensbereiche übertragen:
- Urlaube: Wer die Reise, das Hotel und Extras wie Spa oder Ausflüge vorab bucht und bezahlt, reist sorgenfreier, ist gedanklich weniger agbelenkt. Jede Aktivität wird als Teil eines bereits „abgeschlossenen“ Genusspakets wahrgenommen.
- Wellness: All-inclusive-Angebote oder vorab gebuchte Anwendungen steigern die Entspannung, da sie keine spontanen Kostenentscheidungen erfordern.
- Freizeit und Kultur: Auch bei Konzerten, Theater oder Sportevents zeigt sich: Je weiter im Voraus Tickets bezahlt werden, desto positiver fällt die spätere Bewertung des Erlebnisses aus.
Was bedeutet das Prinzip Prepayment für Marken?
Für Unternehmen, die hedonische Erlebnisse verkaufen, ergeben sich konkrete Vorteile:
1. Prepayment als Service-Strategie
Zahlungsmodelle, bei denen Kund:innen bereits vorab „alles erledigt“ haben, senken kognitive Hürden und steigern die Erlebnisqualität.
2. Vorfreude aktivieren
Zwischen Bezahlung und Erlebnis liegt eine wertvolle Zeitspanne. Diese kann durch Inhalte, Erinnerungen und emotionales Storytelling aufgeladen werden – und somit zur Markenbindung beitragen.
3. Erlebnis statt Preis in den Vordergrund stellen
Wird der Preis als einmalige Hürde vor dem Vergnügen kommuniziert, etwa via Paketlösungen und Frühbucherrabatte, rückt das Erlebnis selbst stärker in den Fokus – und bleibt positiver im Gedächtnis.
Fazit – so lässt’s sich schöner feiern: Hedonischer Konsum funktioniert besser, wenn er frei von finanziellen Reibungen ist.
Vorauszahlung reduziert die emotionale Belastung durch das Bezahlen und erhöht die Zufriedenheit mit dem Erlebnis. Marken, die diesen Mechanismus verstehen und gezielt einsetzen, schaffen nicht nur intensivere Kundenerlebnisse – sondern erreichen auch stärkere Kundenbindungen.
FAQ: Genuss ohne Reue – Wissenswertes über hedonische Erlebnisse und Preiswahrnehmung
Was sind typische hedonische Konsumgüter?
Alle Produkte und Dienstleistungen, die primär dem emotionalen Genuss dienen: etwa Urlaube, Konzerte, Wellnessangebote, Freizeitaktivitäten, gehobene Gastronomie.
Warum stört spätes Bezahlen den Genuss?
Zahlung aktiviert Schmerzareale im Gehirn. Wird der Preis kurz vor oder während des Erlebnisses beglichen, konkurriert dieses negative Gefühl mit positiven Emotionen – was die Gesamtbewertung des Erlebnisses trüben kann.
Wie profitieren Unternehmen vom Prepayment-Prinzip?
Vorauszahlung steigert die Erlebnisqualität, reduziert spätere Preisdiskussionen und stärkt die emotionale Bindung zur Marke.
Gilt das auch im B2B-Bereich?
Ja – insbesondere bei Dienstleistungen mit Eventcharakter (wie Workshops, Incentives) oder bei Experience-orientierten Angeboten (zum Beispiel Anlagen-/Maschinen-Trainings) kann Prepayment die Kundenzufriedenheit erhöhen.
Welche Rolle spielt Vorfreude?
Vorfreude wirkt wie ein „emotionaler Verstärker“: Sie verlängert das Erlebnis mental, lädt es positiv auf – vorausgesetzt, es wird nicht durch Preisgedanken getrübt. Prepayment schafft hier ideale Voraussetzungen.
Sie möchten mehr dazu erfahren – auch mit Übertragung auf Ihre Marke? Wenden Sie sich gerne an mich.

Dr. Jörg Munkes
Managing Director
Heidelberg