Zwischen Loyalty-Mythos und Prime-Realität: Was Amazon zur Kundenbindung beweist

Zuletzt aktualisiert: 14. Juli 2025
Sechs Kartons vor hellblauem Hintergrund mit der Aufschrift "PRIME DAYS".

Mitten in den Amazon Prime Days im Juli zeigt sich einmal mehr: Kundenbindung ist alles andere als ein Wunschdenken. Während Byron Sharp, einer der einflussreichsten Marketing-Vordenker, bezweifelt, dass sich Loyalitätsstrategien rechnen, liefert Amazon den eindrucksvollsten Gegenbeweis. Sharp sagt: Kund:innen sind nicht loyal. Amazon meint: Doch.

Sharp, Autor des Marketing-Klassikers "How Brands Grow", argumentiert, dass es ökonomisch sinnvoller sei, auf Reichweite und Neukundengewinnung zu setzen – statt auf Kundenbindung zu bauen. Doch das Erfolgsmodell Amazon Prime demonstriert: Wer Konsument:innen clever aktiviert, kann Wiederkaufraten und Markenbindung überraschend effizient steigern.

Prime Days 2025: Warum funktionierten die wieder so gut?

Die Verhaltensökonomie liefert die besten Erklärungen für Amazons Prime-Erfolg – und bringt psychologische Faktoren ins Spiel, die in Sharps Modell unterbelichtet bleiben:

1. Sunk Cost Effect – "Jetzt muss es sich lohnen"

Einmal gezahlt, will man's nutzen: Wer für Prime bezahlt, neigt dazu, den Gegenwert aktiv „einzufordern“ – in Form häufigerer Bestellungen, Content-Nutzung oder Schnäppchenjagd. Die Folge: steigende Kundenfrequenz.

2. Scarcity & Urgency – Jetzt oder nie

Die Prime Days sind zeitlich limitiert, Angebote sind knapp. Das erzeugt psychologischen Druck, weckt Sammeltrieb und animiert zu spontanen Käufen. Ein klassischer Behavioral-Trigger.

3. Variabilität & Überraschung – Täglich ein neuer Reiz

Das tägliche Wechseln der Angebote wirkt wie ein Dopamin-Booster. Die Nutzer:innen checken häufiger, kaufen emotionaler, bleiben dran. Kundenbindung über Reizsetzung.

Was Marken daraus lernen können

Amazon zeigt: Es braucht kein klassisches Loyalty-Programm mit Sammelpunkten. Viel wirksamer ist das Spiel mit psychologischer Aktivierung. Kundenbindung entsteht, wenn Marken:

  • Verbindlichkeit schaffen (beispielsweise durch exklusive Mitgliedschaften oder Abomodelle)
  • Knappheit erzeugen (zeitlich oder mengenbezogen)
  • positive Spannung aufbauen (Variabilität statt Reizarmut)
  • klaren Mehrwert kommunizieren (emotional wie funktional)

Marken, die Loyalität mit Behavioral-Know-how denken, schaffen langfristige Beziehungen – nicht über Einkaufspunkte, sondern über Psychologie.

Kundenbindung beginnt im Kopf – und bleibt durch Relevanz

Mit psychologischer und verhaltensökonomischer Forschungsexpertise unterstützen wir Unternehmen dabei, Loyalität jenseits von Bonusprogrammen zu verstehen und wirksam umzusetzen. Ob Markenbindung, Segmentierung oder Aktivierung: Wir helfen, psychologische Muster zu erkennen und gezielt zu nutzen.

Denn Kundenbindung funktioniert nicht gegen den Menschen – sondern nur mit ihm.

FAQ: Wie GIM Kundenbindung neu denkt, auch Sharps Wissen gezielt nutzt

Wieso integrierte Forschung und Beratung? 

Wir kombinieren psychologische Erkenntnisgewinnung mit soziokultureller Forschung und verhaltensökonomischer Fundierung. Dabei integrieren wir unter anderem Sharps Erkenntnisse zu Reichweite und Penetration – und ergänzen sie um tiefes Wissen zu Kundenmotiven und -werten, Entscheidungsverhalten und Loyalitätspsychologie.

Wie kann GIM konkret unterstützen? 

Durch maßgeschneiderte Segmentierungsmodelle, verhaltensnahe Customer-Journey-Analysen, implizite Motivmessungen sowie expertenbasierte Testing-Ansätze – qualitativ, quantitativ oder hybrid.

Eignet sich dieses Vorgehen nur für B2C-Marken? 

Nein. Insbesondere B2B-Unternehmen profitieren stark – etwa durch loyalitätssteigernde Services, interaktive Plattformlogiken oder personalisierte Beziehungsangebote entlang langer Zyklen.

Worauf zielt der GIM-Ansatz bei Kundenbindung konkret ab?

Auf leistungsstarke Markenbeziehungen, die wirtschaftlich wirken, weil sie psychologisch und kulturell verankert sind. Unser Ziel ist es, Loyalität nicht als Belohnungslogik zu denken, sondern als tief verankerte Markenpräferenz – anschlussfähig für Menschen, wirksam für Märkte und belastbar in dynamischen Zeiten.

Interesse geweckt?
Dann lassen Sie uns sprechen: über Verhaltensforschung, psychologisch fundierte Markenbindung und über die Frage, wie Ihre Marke von Loyalität langfristig profitieren kann – und leistungsfähiger wird.
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