Immer mehr Privatanleger:innen suchen zur Geldanlage Unternehmen, die etwas Gutes für Menschen und Umwelt tun. Das Wachstumspotenzial von nachhaltigen Geldanlagen, insbesondere bei Fonds, ist groß. Doch welche Anlage ist nachhaltig – und welche nicht? Dafür gibt es keine allgemeingültige Definition. Grundsätzlich werden bei nachhaltigen Investmententscheidungen Geldanlagen bevorzugt, die Unternehmen gezielt auf ethische, soziale und ökologische Kriterien überprüft haben.
Das eine Prüfgremium für alle Geldanlagen gibt es nicht. Anleger:innen müssen sich daher entweder mit den Ergebnissen zahlreicher Rating-Agenturen beschäftigen, sich professionell bei Banken, Vermögensverwaltern & Co. beraten lassen oder ihrem eigenen Urteil vertrauen. Skandale rund um das so genannte Greenwashing verunsichern dabei viele Anleger:innen. Ein Start-up aus Hannover versucht nun die Investmententscheidung etwas objektiver zu gestalten und analysiert mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI) das Nachhaltigkeitsimage von Unternehmen weltweit.
Suchmaschine für nachhaltiges Investieren
Von Big Data-Analysen bis hin zu fachlich-fundierten Checks anhand internationaler Vorgaben: Künstliche Intelligenz (KI) berechnet Nachhaltigkeits-Scores für Unternehmen aus allen Branchen entlang eines großen Datenspektrums. Das Ziel dabei? Nutzer:innen sollen weniger auf die Selbstauskunft dieser Unternehmen zu Nachhaltigkeit angewiesen sein – und anhand der umfassenden KI-Analysen objektiver entscheiden können. Diese „Suchmaschine“ steht sowohl Privatanleger:innen als auch professionellen Investoren:innen, etwa Kirchen und Versicherungen, zur Verfügung.
Bereits seit 2015 arbeitet die KI mit nachhaltigen Unternehmensdaten. Anwendung fand der Algorithmus zunächst in der Forschung und Lehre verschiedener europäischer Universitäten. Heute sind bereits mehr als 5.000 Unternehmen mit einem Nachhaltigkeits-Score im System erfasst.
ESG-Kriterien als klare Vorgabe
Neu ist der Ansatz aber nicht. Spezialisierte Rating-Agenturen und Banken nutzen bereits seit Jahren so genannte ESG-Ratings und weiterführende Daten, um Geldanlagen auf ihre Nachhaltigkeit zu überprüfen. ESG-Kriterien beschäftigen sich zum Beispiel damit, ob ein Unternehmen in erneuerbare Energien investiert, oder wie umweltfreundlich seine Produktion ist. Soziale Auswirkungen, insbesondere die Arbeitsbedingungen, genauso wie eine verantwortungsvolle Unternehmensführung werden hierbei ebenso berücksichtigt.
AiData erweitert diese Kriterien um die zusätzlichen 17 SDGs der United Nations, also die globalen Ziele der UN für eine bessere, sprich: nachhaltigere, Zukunft. SDG steht dabei für Sustainable Development Goals. Dazu zählen neben dem Umweltschutz auch Themen wie Geschlechter-Gleichheit und Diversität.
Wie arbeitet der Nachhaltigkeits-Score?
Der Algorithmus von AiData durchsucht weltweit öffentliche Nachrichtenquellen nach Informationen zur Nachhaltigkeit. Jede Unternehmensneuigkeit wird auf ihre Tonalität – positiv oder negativ – analysiert. Relevant sind unter anderem Informationen über das Produkt-Portfolio, aber auch die Lieferanten oder Kunden.
Die Ergebnisse werden fortlaufend zu einem kumulierten Score zusammengefügt, der in der Form eines Ampel-Systems kostenlos zur Verfügung steht und eine erste Einschätzung zur Nachhaltigkeit eines Unternehmens gibt. Ein Vergleich mit unterschiedlichen Unternehmen in derselben Branche ist ebenfalls möglich.
Fazit: KI lässt (noch) viele Fragen offen
Auch eine auf KI gestützte Investitionshilfe wie die von AiData lässt noch viele Fragen offen: Kann sie tatsächlich Greenwashing bei Unternehmen erkennen und vor allem bewerten sowie perspektivisch interpretieren? Ein weiteres Problem bleibt: Unternehmen, die viele Daten über sich veröffentlichen, erhielten bisher oft auch ein besseres ESG-Rating. Vor allem größere Unternehmen mit einer hohen Medienpräsenz schneiden im Vergleich besser ab. Trotz KI sollte man daher seine Investmententscheidung sehr sorgfältig überdenken, bevor man nachhaltige Geldanlagen kauft.
Headerbild: Marita Kavelashvili/Unsplash