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Wie man Werbemittel testet: Von emotionaler Ansprache bis kognitive Verarbeitung

Zuletzt aktualisiert: 19. März 2024
Person vergleicht zwei Anzeigendesigns für einen Werbemitteltest.

Schätzungen zufolge sehen wir jeden Tag zwischen 4.000 und 10.000 Werbungen und Anzeigen. Diese Zahl scheint immens hoch zu sein, doch wir nehmen nicht jede Werbung bewusst war. Deswegen ist es für Werbetreibende umso wichtiger aus der Masse herauszustechen und die eigene Zielgruppe zu erreichen. 
Doch wie können wir sicherstellen, dass unsere Werbung nicht nur auffällt, sondern auch zum gewünschten Erfolg führt? Hier kommt Marktforschung mit Werbemittel- und Anzeigentests ins Spiel – ein wichtiges Werkzeug, um die Effektivität von Kampagnen zu messen und zu optimieren, bevor sie die breite Masse erreichen.

Was sind Werbemittel- und Anzeigentests?

Werbemittel- und Anzeigentests sind ein zentraler Bestandteil der Marktforschung, der darauf abzielt, die Wirksamkeit und Effizienz von Werbematerialien vor deren Veröffentlichung zu bewerten. 

Diese Tests ermöglichen uns, verschiedene Aspekte ihrer Werbekampagnen – von gedruckten Anzeigen und Online-Bannern bis hin zu Fernsehspots und sozialen Medieninhalten – zu analysieren, um sicherzustellen, dass die Werbemittel die gewünschte Zielgruppe ansprechen, die beabsichtigte Botschaft vermitteln und die festgelegten Marketingziele erreichen.

Die Psychologie hinter Werbeanzeigen

Indem wir menschliches Verhalten und Entscheidungsfindung verstehen, können wir Werbemittel entwickeln, die nicht nur visuell ansprechend sind, sondern auch die gewünschte Handlung der Zielgruppe stimulieren.

Im Folgenden haben wir einige Schlüsselaspekte gelistet, die für die Gestaltung und Bewertung von Werbemitteln wichtig sind:

  • Emotionale Ansprache:
    • Bei der Bildwahl darauf achten, Emotionen wie Freude, Hoffnung oder Vertrauen auszulösen. Menschen neigen dazu, Entscheidungen auf Basis ihrer emotionalen Reaktionen zu treffen.
    • Farben einsetzen, die positive Emotionen wecken (z.B. warme Farben für Wärme und Optimismus).
  • Kognitive Verarbeitung:
    • Auf Klarheit der Botschaft und Lesbarkeit des Textes achten. Informationen sollten niedrigschwellig aufzunehmen sein.
    • Anzeigen strukturiert gestalten, mit klarem Call-to-Action (CTA), um die Handlungsbereitschaft der Rezipienten zu fördern.
  • Soziale und kulturelle Kontexte:
    • Wichtig ist auch, bei der Gestaltung kultureller Werte und soziale Normen zu berücksichtigen, um Resonanz und eine positive Markenwahrnehmung zu erzielen.
    • Eine Analyse der Zielgruppe und ihrer kulturellen Hintergründe ist essenziell, um relevante und ansprechende Werbemittel zu gestalten.

Die Schlüsselaspekte können durch weitere Elemente gestützt werden, wie dem Halo-Effekt. Der berühmte Halo-Effekt besagt, dass Marken-Kooperationen mit Prominenten, die positiven Eigenschaften der berühmten Person auf die Marke bzw. das Produkt übergehen.

Wie positiv diese Assoziation tatsächlich ist, kann durch einen Werbemitteltest überprüft werden. Ebenso wie die optimale Ermittlung der Frequenz und Platzierung von Anzeigen und wie die oben genannten Schlüsselaspekte bei potenziellen Kund:innen ankommen.

Durch Analyse die Anzeigeperformance verbessern

Nach der Durchführung eines Werbemittel- und Anzeigentests folgt die entscheidende Phase der Analyse und Interpretation der gesammelten Daten, insbesondere der psychologischen Aspekte. Hierbei werden sowohl quantitative als auch qualitative Datenmethoden angewendet, um ein umfassendes Bild der Wirksamkeit einer Werbekampagne zu erstellen.

Quantitative Daten, wie Klickzahlen, Conversionrates oder Aufmerksamkeitsmetriken aus Eye-Tracking-Studien, liefern messbare Hinweise auf das Interesse und die Handlungsbereitschaft der Zielgruppe. Diese Daten werden oft durch qualitative Erkenntnisse ergänzt, die durch Befragungen, Fokusgruppen oder tiefenpsychologische Interviews gewonnen werden.

Bei qualitativen Befragungsmethoden steht das Verständnis der emotionalen Wirkung und der subjektiven Wahrnehmung der Werbemittel im Vordergrund. Wie werden die Werbebotschaften interpretiert? Welche Emotionen werden ausgelöst? Und wie beeinflussen diese das Markenimage und die Kaufbereitschaft?

Grundsätzlich zeigt eine Analyse auf, welche Elemente der Werbemittel besonders gut funktionieren oder wo Anpassungsbedarf besteht, um die gewünschte Zielgruppe noch effektiver anzusprechen – und so zu einer besseren Anzeigenperformance sowie tieferen Markenbindung zu führen.

5 Einsteiger Tipps zur Erstellung guter Werbemittel 

Gute Werbemittel sind die Grundlage für erfolgreiche Werbekampagnen. Wir haben unsere 5 Praxis-Tipps kurz zusammengefasst:  

1.      Zielgruppenspezifische Ansprache: Die Botschaft muss an die Bedürfnisse, Vorlieben und Verhaltensweisen der Zielgruppe angepasst sein. Eine personalisierte Ansprache erhöht die Relevanz und Resonanz der Werbung.

2.      Visuelle Hierarchie etablieren: Designelemente sollten gezielt genutzt werden, um eine visuelle Hierarchie zu schaffen. Wichtige Informationen sollten sofort ins Auge fallen. Das kann durch Größenunterschiede, Farbkontraste oder die Platzierung im Layout erreicht werden.

3.      Klar definierte Handlungsaufforderungen: Jede Anzeige sollte eine klare, auffällige Handlungsaufforderung enthalten. Ob es sich um "Jetzt kaufen", "Mehr erfahren" oder "Jetzt anmelden" handelt, muss für den Rezipienten immer deutlich sein, was der nächste Schritt ist.

4.      Konsistenz in der Markenpräsentation: Eine Marke muss über alle Werbemittel hinweg einheitlich dargestellt werden. Ein konsistentes Branding, das Farben, Logo und Schriftarten umfasst, stärkt das Markenbild und die Wiedererkennung.

5.      Testen und Optimieren: A/B-Tests ermöglichen, verschiedene Elemente von Werbemitteln zu testen: von Headlines über Bilder bis hin zu CTAs. A/B-Testing hilft herauszufinden, welche Kombinationen die besten Ergebnisse liefern.

Fazit

Effektive Werbung zu gestalten ist mehr als nur kreative Ideen zu haben. Es geht darum, diese Ideen gründlich zu testen und sicherzustellen, dass sie bei der Zielgruppe gut ankommen. Dabei ist es wichtig auch die psychologischen Aspekte hinter Werbemitteln zu verstehen und die Erkenntnisse der Tests zu nutzen, um die eigenen Kampagnen zu verbessern.

Kurz gesagt, der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, nicht nur kreativ zu sein, sondern auch strategisch und datengetrieben zu arbeiten, um die Werbebotschaften zu optimieren.    

Headerbild: Freepik / Freepik

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