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Ein Zehntel Banksy: Mit ‚Timeless‘ physische Assets handeln

Zuletzt aktualisiert: 3. April 2023

Mögliche Finanzanlagen gibt es fast wie Sand am Meer: Vom klassischen Sparbuch bis hin zu Crypto-Währungen reicht die bekannte Palette. Da hört das Angebot an möglichen Investments aber lange noch nicht auf! Beispielsweise galten Sportwagen, Rolex oder Gemälde in der Vergangenheit schon als exquisite und außergewöhnliche Anlageobjekte – gleichwohl ausschließlich für besonders gut Betuchte.

Ein Startup hat sich nun zur Aufgabe gemacht, auch Kleinanleger:innen an solch ‚luxuriösen‘ Geldanlagen teilhaben zu lassen. Mit der GIM-Expertin für Finanzmarktforschung, Senior Research Managerin Julia Eymann, sprechen wir über das Konzept und fragen, wie sie ‚Timeless‘ aus ihrer vielfältigen Forschungserfahrung für die junge Zielgruppe der Millennials einschätzt. 

Ein Zehntel Banksy: Anteile an physischen Assets

Das Logo von Timeless. Bild: Timeless

‚Timeless‘ ist ein Start-up aus Berlin, das das Ziel verfolgt, den Zugang zu sogenannten ‚Collectables‘, also einzigartigen oder limitierten wertvollen Anlageobjekten, für jeden zu ermöglichen. Täglich analysiert ‚Timeless‘ Ergebnisse aus Auktionen und anderen Marketplaces, um vielversprechende Wertgegenstände zu identifizieren. Das können zum Beispiel Autos, Sneakers, Uhren, Kunst- oder andere Sammelobjekte sein – so waren auch schon signierte Banksy-Drucke oder handschriftliche Manuskripte von Albert Einstein verfügbar. Expert:innen kuratieren die Objekte und sorgen für Sicherheit: nicht nur hinsichtlich der Authentizität und des Weiterverkaufs, sondern auch was optimale Lagerungsbedingungen und Security angeht. 

Wer einen Account bei ‚Timeless‘ hat, kann sich an den Gegenständen Anteile ab 50 Euro sichern und damit an den Wertzuwächsen beim Verkauf dieser Assets teilhaben. Dafür fallen Kosten für Service und Management an. Verkauft ‚Timeless‘ die Objekte, sind die Shareholder entsprechend an der Performance beteiligt – positiv wie negativ. Solange das Asset noch im Besitz von ‚Timeless‘ ist, können die Shares aber auch selbst weiterverkauft werden. Die Anteile gehen direkt in den Besitz der jeweiligen Shareholder über – auch im Insolvenzfall von ‚Timeless‘ sind die Anteilseigner:innen also im Besitz ihrer Asset-Bruchteile. Die staatliche Einlagensicherung greift hier dagegen nicht. 

Mehr zum Studien-Update „Die Neobroker-(R)evolution“ findet ihr hier. Bild: stock.adobe.com/Drobot Dean

Was sagt die Forschungsexpertin?

Julia Eymann forscht seit mehreren Jahren unter anderem für die Finanzbranche. Sie ist Leiterin der GIM „Neobroker“-Studien, die die Haltung von GenZ und Millenials zu digitalen Investmentanbietern beleuchten. Die Studien könnt ihr hier kostenlos anfordern

Der besondere Vorteil von ‚Timeless‘ ist für Julia der Spaßfaktor: Dadurch, dass man an physischen Produkten beteiligt ist, ist auch die emotionale Bindung sofort da. „Es ist aufregend, Anteile an einem Oldtimer oder Werk eines international berühmten Künstlers zu besitzen. Zudem sind die Produkte handfest und greifbar und eben nicht abstrakt wie eine Riesterrente, die nur schwer verständlich ist. Da muss man fast schon ein Gähnen unterdrücken“, sagt Julia. 

Die ‚Timeless‘ -App greift gewohnte Codes und Usability von Broking-Apps auf. Bild: unsplash/Jonas Leupe

Außerdem greift die ‚Timeless‘-App die gelernten und etablierten Codes von Investment-Apps auf.  Damit erfüllt sie die gängigen Ansprüche junger Anlegenden in Hinsicht auf Optik und Usability einer Broking-App.

Shareholder haben wenig Einfluss

Dass ‚Timeless‘ deshalb aber aktuell besonders attraktiv für junge Anleger:innen sei, ist für Julia noch nicht ausgemacht: „Insbesondere in Krisenzeiten wünschen sich die jungen Anlegenden Sicherheit.“ Deshalb seien aktuell beispielsweise eher solide ETFs gefragt, die zwar weniger Gewinne versprechen, dafür aber tendenziell auch weniger Risiken mit sich bringen. Wenn die gesamtwirtschaftliche Lage dagegen gut ist, steigt auch die Experimentierfreude und Offenheit für neue Anlageprodukte. Das konnte man besonders im Börsenboom nach den Einbrüchen in der der Corona-Pandemie erkennen: „Fast alle Kurse gingen wieder nach oben. Da hat man fast überall investieren können und Gewinne gemacht“, erinnert sich Julia. 

Frau vor Monitor spricht über Daten und Diagramme.

‚Timeless‘ ist durch den geringen Einfluss der Shareholders ähnlich wie ein gemanagter Fonds. Bild: Getty/PeopleImages

Teil des Finanzprodukts ist, dass ‚Timeless‘ die Collectables – im Idealfall zum richtigen Zeitpunkt – verkauft. Auf den Verkaufszeitpunkt haben die Shareholder dabei keinen Einfluss. Man hat den Erfolg der Investition also nicht in der Hand. Julia vergleicht das Anlageprinzip deshalb mit einem aktiv gemanagten Fonds: „Die Anlegenden müssen deshalb nicht nur den Objekten, sondern auch dem Management vertrauen.“ 

Fazit: Nischen-Produkt als Zusatz-Option

Bei der jungen Zielgruppe steht in aktuellen Krisenzeiten eher Sicherheit im Vordergrund. Die emotionale Bindung an das Anlageobjekt hat aber durchaus ihren Reiz. „Ich denke, dass ‚Timeless‘ deshalb aktuell eher eine Nischen-Option für experimentierfreudige Anleger:innen ist“, zieht Julia Fazit.  Julia sieht Timeless daher weniger als Anlagemodell für die breite Masse und stattdessen eher als eine Depot-Erweiterung, um das Portfolio noch breiter zu streuen mit ein paar emotional aufgeladenen Liebhaber-Stücken.  

Wenn Ihr Euch mit Julia über die Ansprüche und Wünsche junger Anlegenden austauschen möchtet oder auch sonst Fragen zum Thema habt, dann nehmt jederzeit gern Verbindung mit ihr auf! 

Julia Eymann
Senior Research Manager
j.eymann@g-i-m.com
LinkedIn: @JuliaEymann

Headerbild: unsplash/Maxim Kotov

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