Schnell, frech, riskant? Wie Marken von Sixts Wagenknecht-Motiv lernen können – und 3 typische Fehler vermeiden

Zuletzt aktualisiert: 25. November 2025
Blick aus einem fahrenden Auto auf die Autobahn mit einem Seitenspiegel, in dem Windräder und die Straße im Hintergrund reflektiert werden.

Als die Politikerin Sahra Wagenknecht Mitte des Monats ihren baldigen Rückzug vom BSW-Parteivorsitz bekanntgab, dauerte es nicht lange, bis Sixt ein Motiv in Umlauf brachte, das einmal mehr bewies: Schnell sein ist gut. Aber: Schlau, relevant und im richtigen Ton zu sein – das ist besser. Mit dem Motiv "Schnauze voll / Schnauze toll" zeigt die Autovermietung, wie man aus politischen News gekonnt Markenkommunikation macht. 

IU und Park Bo-gum aus "When Life Gives You Tangerines"

Quelle: SIXT Instagram

Doch "Real-Time-Marketing" ist kein Selbstläufer. Was bei Sixt funktioniert, kann in anderen Branchen schnell nach hinten losgehen. Hier sind drei Fallstricke, die Unternehmen, Institutionen & Co. unbedingt vermeiden sollten – und was sie stattdessen tun können.

1. Von der Pointe zur Polemik: Humor braucht Feingefühl

Beispiel Public Sector: Wenn Ministerien oder öffentliche Institutionen auf politische Entwicklungen reagieren wollen, ist Zurückhaltung gefragt. Humorvolle Spitzen, wie sie Sixt nutzt, würden hier nicht nur unpassend wirken, sondern Vertrauen zerstören. Kommunikation im Public Sector lebt von Souveränität, nicht von Ironie.

Lösung: Reagieren, aber mit Haltung statt Häme. Zum Beispiel mit klaren Informationskampagnen oder emotionalen Appellen, die gesellschaftliche Relevanz aufgreifen, ohne sich anzubiedern. Best-Practice: Die Impfkampagnen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die mit klarer Tonalität, starken Testimonials und fundierten Botschaften Vertrauen aufbauen, statt viral zu sein.

2. Viral oder verfehlt? Kontext ist King

Beispiel Fashion & Beauty: Ein plakativer Post zur politischen Lage kann schnell als unpassend empfunden werden – gerade, wenn er auf Marken trifft, die für Ästhetik, Selfcare oder Empowerment stehen. Hier wird erwartet, dass Haltung sichtbar ist – aber nicht auf Kosten des guten Tons.

Lösung: Relevanz zeigen, indem echte gesellschaftliche Trends (z. B. Body Positivity, Female Leadership) aufgegriffen werden – mit kreativen, aber glaubwürdigen Mitteln. Provokation nur, wenn sie zur DNA der Marke passt.

3. Reaktionsgeschwindigkeit vs. Markenstrategie

Beispiel Automotive & Retail: Viele Hersteller und Händler wollen derzeit "jung" und "laut" wirken. Man will sich selbst einen GenZ-Stempel aufdrücken. Doch nicht jede Brand hat das narrative Kapital von Sixt, um mit Ironie zu punkten. Schnell zu reagieren kann kurzfristig Sichtbarkeit bringen – aber langfristig Schaden anrichten, wenn die Aktion nicht zur Markenstrategie passt.

Lösung: Echtzeitkommunikation als Teil eines strategischen Frameworks denken: Welche Tonalität passt zur Marke? Welche Themen dürfen wir besetzen? Und wann ist Schweigen klüger?

Fazit: Marken müssen nicht alles kommentieren – aber wenn sie es tun, dann besser richtig gut!

Sixt zeigt, wie tagesaktuelle Ereignisse in Markenkommunikation übersetzt werden können: schnell, witzig, selbstbewusst. Doch dieser Stil funktioniert nur, wenn er zum Markenkern passt. Für viele andere Branchen heißt das: Haltung zeigen – aber mit Respekt, Fingerspitzengefühl und klarem strategischem Kompass.

FAQs: Was Marken im Real-Time-Marketing beachten sollten

Was ist Real-Time-Marketing eigentlich?

Echtzeitkommunikation bezeichnet Marketingaktionen, die direkt auf aktuelle Ereignisse reagieren – etwa politische News, Popkultur oder Sportevents. Ziel ist es, Relevanz und Aufmerksamkeit zu erzeugen.

Welche Marken profitieren am meisten davon?

Marken mit klarer Haltung, witziger Tonalität und schneller Entscheidungsstruktur – etwa Sixt, Ben & Jerry’s oder Netflix. Voraussetzung: Der Mut zur Meinung und ein sicherer Umgang mit Sprache und Kontext.

Was sollten Unternehmen vermeiden? 

Blinde Reaktion ohne Bezug zur Markenstrategie, geschmacklose Witze, politische Angriffe oder Themen, die das Vertrauen zur Zielgruppe gefährden. Echtzeit darf nie unbedacht sein – sonst wird aus einem Like schnell ein Shitstorm.

Was bringt die GIM Sie hier weiter voran?

Wir erforschen, wie Zielgruppen auf Echtzeitkommunikation reagieren, welche Tonalitäten funktionieren – und wie Marken differenzierende Kommunikationsstrategien entwickeln können. Bei Interesse sprechen Sie uns gerne an!

Dr. Jörg Munkes

Managing Director

Heidelberg

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