KI-generierte Bilder, glattgebügelte Kampagnen, perfekte Instagram-Ästhetik: Die Welt der Markenkommunikation ist oft zu schön, um wahr zu sein – und wirkt damit schnell beliebig. Doch gerade in Zeiten visueller Übersättigung kann gezielte Imperfektion den Unterschied machen. Der psychologische Pratfall-Effekt zeigt: Kleine Fehler oder sichtbare Makel machen sympathisch – vorausgesetzt, das Grundniveau der Kompetenz stimmt.
Makel machen menschlich
Bereits 1966 bewies der Sozialpsychologe Elliot Aronson: Ein kompetenter Mensch, der sich ein Missgeschick leistet – etwa Kaffee verschüttet –, wird als sympathischer wahrgenommen. Dieses Phänomen, bekannt als Pratfall-Effekt, lässt sich auf Marken und Produkte übertragen: Sie gewinnen, wenn sie nicht zu perfekt erscheinen. Nahbarkeit, Authentizität und Identifikation schlagen Hochglanz.
Was bedeutet das für Markenführung?
In der KI-getriebenen Ära können Makel gezielt inszeniert werden – ob visuell oder erzählerisch. Die Kunst liegt darin, das Unperfekte glaubwürdig zu integrieren. Wer es richtig macht, sticht aus dem Einheitsbrei heraus – und bleibt im Gedächtnis.
Unser Fazit anhand von Branchenbeispielen: Wo wirkt der Makel?
Fashion: Modemarken, die sich vom glatten Ideal lösen, wirken relevanter. Labels wie Acne Studios oder Collina Strada zeigen Models mit Ecken, Kanten und Haltung – und setzen gezielt auf kontrollierte Brüche im Styling. Das erzeugt Wiedererkennung und Differenzierung.
Medien: Podcasts, die nicht perfekt geschnitten sind, wirken authentischer. Hosts, die sich verhaspeln oder persönliche Anekdoten teilen, schaffen Nähe. Genau diese Momente erzeugen emotionale Bindung – weit mehr als geskriptete Perfektion.
Food: In Social Media performen ungestylte Kochvideos oft besser als Hochglanz-Reels. Brot mit Rissen in der Kruste, übergelaufene Sauce oder krumme Möhren erzeugen Vertrauen – und wirken wie „echtes Essen“. Gerade in Zeiten bewusster Ernährung und Nachhaltigkeit ein starker Hebel.
FAQ: Wie wir Marken helfen, Sympathie mit Substanz zu verbinden
Was ist der Pratfall-Effekt – und was hat er mit Marken zu tun?
Der Pratfall-Effekt beschreibt das Phänomen, dass kompetente Menschen (und Marken) durch kleine Makel nahbarer und sympathischer wirken. In der Markenführung kann gezielte Imperfektion Vertrauen und Differenzierung erzeugen.
Wie nutzt GIM diesen Effekt für Markenforschung?
Wir analysieren kulturelle Codes, psychologische Wirkfaktoren und Zielgruppenerwartungen, unter anderem durch Cultural Insights, visuelle Wirkungsanalysen und semantische Feldanalysen. So zeigen wir, wo authentische Imperfektion mehr Resonanz erzeugt als sterile Hochglanzästhetik.
Gilt das für jede Marke?
Nein – der Effekt funktioniert nur, wenn die Marke grundsätzlich für Kompetenz, Qualität oder Kreativität steht. Dann können gezielte Brüche besonders wirkungsvoll sein.
Was bedeutet das für Branchen wie zum Beispiel Fashion, Medien oder Food?
Im Modebereich sind Brüche mit gängigen Schönheitsidealen längst ein Mittel zur Differenzierung. In der Medienwelt schaffen kleine Patzer Nähe. Im Food-Bereich gewinnen realistische, ungeschönte Bilder zunehmend an Vertrauen – und performen oft besser als perfekte Inszenierungen.
Möchten Sie wissen, wie Ihre Marke mit Unperfektion stärker wirkt?
Dann sprechen Sie mit uns. Wir zeigen, wie Makel zu Ihrer Markenstärke werden.

Dr. Jörg Munkes
Managing Director
Heidelberg

Brigitte Bayer
Senior Research Director





