
Der Begriff „Bore-out“ ist mittlerweile über die HR- und Personaler-Welt hinaus bekannt – unter anderem durch seine erhöhte Präsenz in Medien und Business-Netzwerken. Ursprünglich als Gegenstück zum Burn-out beschrieben, steht Bore-out für einen Zustand chronischer Unterforderung und Sinnleere. Auch im Werbe- und Konsumbereich lässt sich ein ähnliches Muster beobachten: Wenn Marken durch übermäßige, generische oder schlecht abgestimmte Kommunikation ermüden, geht mehr verloren als nur Aufmerksamkeit – es geht um Relevanz und Bedeutung.
Bitter, da oft aufrichtiges Branding-Bemühen dahintersteckt. Aber auch: eine zu starke Ausrichtung auf kurzfristige Marketing-KPIs. Weil viele Marken – branchenübergreifend – denselben Metriken folgen (darunter: Klickrate, Reichweite, Click-Through-Rate), gleichen sich Strategien und Angebote zunehmend an. Werbung wird vereinheitlicht, Botschaften werden austauschbar. Konsument:innen spüren das – und schalten ab. Denn: Konsument:innen pendeln tagtäglich zwischen Langeweile und Reizüberflutung. Das kostet Kraft.
Typische Symptome des Bore-outs im Konsum:
- Austauschbare Botschaften (z. B. "Nachhaltig, regional, ehrlich")
- Hohe Frequenz ohne Mehrwert
- Widersprüchliche Aussagen oder wechselnde Tonalitäten
- Copy & Paste-Kampagnen ohne Substanz
- Zu häufig wechselnde Farb- und Bildwelten, die die Markenidentität verwässern
Mehr Mut zur Wiederholung
Bewusste Wiederholung ist kein Fehler – im Gegenteil: Sie ist ein zentrales Prinzip erfolgreicher Markenführung. In der Popkultur längst erkannt, etwa von Rocklegenden wie den Rolling Stones oder AC/DC, die mit kalkulierter Wiedererkennbarkeit weltweit Stadien füllen. Hingegen: Viele Unternehmen fürchten Wiederholung, um nicht langweilig zu wirken. Dabei ist sie ein zentrales Prinzip für Markenaufbau und Gedächtniswirkung. Entscheidend aber ist:
- Was wird wiederholt?
- Wie wird wiederholt (Ton, Timing, Kanal)?
- Warum ist es für die Zielgruppe relevant?
Wiederholung wirkt, wenn sie konsistent, wiedererkennbar und intelligent gestaltet ist. Wer jedoch ohne strategisches Narrativ kommuniziert, riskiert Abnutzung bevor Markenbindung entsteht.
Profil statt Beliebigkeit: Klare Positionierung schlägt kreative Beliebigkeit
In gesättigten Märkten und Medien ist nicht nur Originalität entscheidend, sondern vor allem Klarheit und Profil. Marken, die gleichzeitig verspielt, disruptiv, nachhaltig, leistungsstark und inklusiv auftreten wollen, wirken schnell beliebig.
Konsument:innen fragen sich:
- Wofür steht diese Marke wirklich?
- Welches Problem löst sie für mich?
- Warum sollte ich ihr dauerhaft Aufmerksamkeit schenken?
Marken, die klare, authentische und glaubwürdige Antworten liefern, schaffen Orientierung, Vertrauen und emotionale Bindung – und vermeiden mentalen Bore-out. Markenbindung beginnt im Kopf – und lebt von Wiedererkennung, nicht von Dauerüberraschung.
Impulse für Markenverantwortliche
- Weniger ist mehr:
Drei prägnante Kernbotschaften wirken stärker als zehn austauschbare Claims. - Wiederholung gezielt einsetzen:
Konsistente Sprache, Look’n‘Feel und Tonalität prägen sich ein. - Kreativ auf einem stabilen Fundament:
Mut zur Wiedererkennbarkeit statt Dauer-Innovation um jeden Preis. - Konsument:innen ernst nehmen:
(Oberflächlicher) Aktionismus führt zu Übersättigung, aber nicht zu Aufmerksamkeit.
FAQ: Bore-out verhindern – durch Fokus, Struktur und Wiedererkennung
Was ist Bore-out im Konsumkontext?
Ein Zustand mentaler Überforderung durch Belanglosigkeit: Markenkommunikation wird als austauschbar, redundant oder ziellos erlebt.
Ist Wiederholung nicht langweilig?
Nein – wenn sie bewusst, pointiert und konsistent erfolgt. Wiederholung schafft Wiedererkennung und Verankerung.
Wie lässt sich Wiederholung klug gestalten?
Durch einen strukturierten Markenbaukasten mit einheitlicher Sprache, Symbolik und Tonalität – über alle Kanäle und Formate hinweg.
In welchen Branchen ist Bore-out besonders wahrscheinlich?
Besonders gefährdet sind gesättigte und stark regulierte Märkte wie FMCG, Finanz- und Versicherungswesen, Energie oder Mobilität. Hier droht kommunikative Austauschbarkeit besonders schnell – bei gleichzeitig hoher Wettbewerbsdichte.
Gilt das auch für den B2B-Bereich?
Absolut. Besonders bei Werksführungen, Innovationstagen oder Kundenevents in der Industrie lohnt sich Klarheit und Stringenz. Wer Leistungen bündelt und eindeutig kommuniziert, schafft Orientierung statt Reizüberflutung.
Sie fragen sich, wie Ihre Marke dem Bore-out entkommt? Lassen Sie uns ins Gespräch kommen.

Dr. Jörg Munkes
Managing Director
Heidelberg