
„Longevity“ ist mehr als ein Wellbeing-Trend – es verändert die Kosmetikbranche grundlegend. Konsument:innen wollen nicht nur schöner, sondern gesünder altern. Das öffnet neue Märkte – und verlangt neue Antworten von Marken.
Einst ein Nischenthema für Biohacker und Gesundheitsfanatiker, hat Longevity längst die Mitte der Gesellschaft erreicht. Getrieben von demografischem Wandel, wissenschaftlichem Fortschritt und wachsendem Gesundheitsbewusstsein verschwimmen die Grenzen zwischen Kosmetik, Wellness und Medizin. Beauty-Produkte sollen heute nicht nur verschönern, sondern zur Zellgesundheit beitragen und Alterungsprozesse herauszögern. Für die Kosmetikbranche eröffnet sich damit ein riesiges Innovationsfeld – mit neuen Erwartungen, neuen Versprechen und einer neuen Sprache.
Ein Nischenthema erobert den Mainstream
Die wenigsten Konsument:innen sind mit dem Begriff Longevity vertraut, geschweige denn betreiben sie Biohacking oder investieren zum Beispiel in LED-Masken. Eine spitze, hochinformierte Avantgarde setzt die Impulse, die langsam aber sicher in den Mainstream diffundieren. Der Trend prägt bereits die Kosmetiklandschaft. Denn er passt zu einem von Pandemieerfahrungen, Überalterung und fragilen Gesundheitssystemen geprägten Zeitgeist und der daraus resultierenden Forderung an das Individuum, gesundes Altern in die eigenen Hände zu nehmen. Gleichzeitig sind viele Konsument:innen ermüdet von unrealistischen Schönheitsidealen (wie Streben nach Perfektion und Jugendlichkeit) und enttäuscht von den Versprechen einer Kosmetikindustrie, deren Produkte oftmals, pardon, rein kosmetisch wirken.
Anti-Aging war gestern, heute stehen Pro-Aging und Slow-Aging im Fokus
„Anti-Aging“ war lange das dominante Narrativ der Branche –ist aber überholt. Ewige Jugend als Schönheitsideal ist aufgrund seiner Unerreichbarkeit ein unattraktives Versprechen. Konsument:innen fühlen sich von Verjüngungs-Versprechen nicht mehr abgeholt: Sie wissen, dass es nicht funktioniert. Stattdessen geht es im Sinne einer möglichst langfristigen Jungerhaltung um eine neue Form von Empowerment: Altern wird nicht länger bekämpft, sondern aktiv gestaltet und verzögert. Diese Haltung schenkt Konsument:innen Handlungskompetenz – und ein neues Selbstbewusstsein im Umgang mit dem eigenen Körper.
Wissenschaft als Vertrauensanker
Dabei soll Kosmetik heute wirksamer sein als jemals zuvor, darf nicht mehr nur versprechen – sondern muss beweisen. Die Zukunft der Branche liegt in wissenschaftlich fundierten Wirkstoffen, medizinisch inspirierten Claims und nachweisbaren Effekten. Begriffe, die lange Zeit aufgrund ihrer medizinischen Tonality vorrangig von Apothekenmarken und Dermokosmetik genutzt wurden, erreichen nun die Breite des Marktes: Mikrobiom, Hautbarriere, Zellschutz oder Hautbalance liefern einen glaubwürdigen Kontext für die Wirksamkeit von Beauty-Benefits.
Schönheit als Langzeitprojekt
Kosmetik soll nicht mehr nur oberflächlich verschönern, also kosmetisch wirken – sondern zur langfristigen Gesund- und Schönerhaltung von Haut und Haar beitragen. Der Beitrag liegt in einer tiefgreifenden, aber nachhaltigen und sanften Wirksamkeit: Säurepeelings? Ja – aber eben auch für sensible Haut und ohne negativen Impact auf die Hautgesundheit. Altersflecke? Werden mit CC-Cremes nicht nur kaschiert, sondern mit neuen Wirkstoffen aktiv gemildert und verhindert.
Wie können Marken und Unternehmen den Trend klug nutzen?
- Sprechen Sie ganz gezielt die Sprache der Wissenschaft: Medizinische und dermatologische Begriffe wie Mikrobiom, Hautbarriere oder Zellgesundheit sind starke Termini – wenn sie kontextuell nachvollziehbar transparent und verständlich kommuniziert werden.
- Auf Bewährtes setzen – aber dort nicht stehen bleiben: Manche Erkenntnisse sind längst „No-Brainer“ – so kommt man in Tagespflegprodukten um UV-Schutz nicht herum, ebenso sind aktive klinisch etablierte Wirkstoffe wie Retinol, Antioxidantien, Hyaluronsäure oder Peptide in der Breite bekannt und akzeptiert. Um sich im Markt zu differenzieren, bedarf es jedoch innovativerer, mutigerer Ansätze.
- Inspiration aus Nachbardisziplinen: Ernährungsmedizin, Supplements, Biohacking – all diese Felder liefern Impulse. So konnten bereits Erkenntnisse aus der Stoffwechselforschung in die Kosmetik transferiert werden, dazu zählt Glykolierung, also Alterung der Haut durch Zuckermoleküle oder der Schutz des Hautmikrobioms durch Probiotika.
- Technologie als Differenzierungsmerkmal: Longevity ist wissenschaftlich-medizinisch geprägt – und technologiegetrieben. Nicht umsonst wurzelt der Trend auch im Silicon Valley. Begeistern Sie mit innovativen Services wie AI-gestützten Hautanalysen, personalisierten Pflegeprogrammen oder smarten Devices.
- Ganzheitlich denken: Nicht nur die Haut altert, auch Haare, Zähne, Lippen und Nägel. Longevity-Kosmetik kann und sollte über klassische Hautpflege hinausgehen, z.B. dekorative Kosmetik mit pflegendem Mehrwert.
- Klarheit statt Buzzwords: Vermeiden Sie inhaltsleere Pseudo-Formeln oder Wirkstoffe, die auf dem Marketing-Reißbrett entstanden sind. Konsument:innen sind kritisch und erwarten nachvollziehbare, wissenschaftlich belegte Wirkungsweisen.
- Wirksamkeit und Natürlichkeit müssen sich nicht ausschließen: Auch Naturkosmetikmarken können den Trend adaptieren – gibt es doch für viele Inhaltsstoffe natürliche Alternativen (z.B. Bakuchiol statt Retinol, Parakresse statt Botox) und Ursprünge (z.B. Resveratrol).
- Longevity ist ein Lifestylekonzept: Betten Sie Produkte und Marken in Pflegeroutinen und -rituale ein im Sinne eines holistischen Storytellings, bieten Sie Lösungen für die Belastungen des modernen Alltags wie Feinstaub oder UV-Strahlung ebenso wie für hormonelle Veränderungen, welche Alterungsprozesse begleiten bzw. fördern.
Last but not least: Vergessen Sie positives Storytelling nicht und vermitteln Sie eine Can-Do Attitüde: Kommunizieren Sie ein lebensbejahendes Narrativ, welches Konsument:innen emotional abholt. Offerieren Sie authentische Role-Models, die mit Vitalität und Selbstbewusstsein altern.
FAQ: Wie wir Sie im Zukunftsmarkt Longevity unterstützen und weiterbringen
Was erwartet Konsument:innen von Longevity-Kosmetik?
Mehr als glatte Haut: Konsument:innen wünschen sich wissenschaftlich belegte Wirkstoffe, sichtbare Effekte und Produkte, die Teil eines ganzheitlichen, gesunden Lifestyles sind.
Wie helfen wir Beauty- und Kosmetikmarken, diese Trends frühzeitig zu erkennen?
Mit ethnografischen Studien, Customer-Journey-Analysen und verhaltenspsychologisch fundierter Zielgruppenforschung – unter anderem kombiniert mit KI-datenbasierter Marktanalyse.
Was ist der Unterschied zur klassischen Marktforschung?
Wir verbinden datenbasierte Insights mit soziokulturellem und psychologischem Tiefenverständnis. So helfen wir, aus Konsumverhalten strategische Relevanz und markenrelevante Wachstumsansätze abzuleiten.
Wie profitieren auch B2B-Hersteller vom Longevity-Trend?
Ob Wirkstoffentwicklung, Private Label oder Retail-Kooperationen: B2B-Player können durch differenzierte Zielgruppenanalysen und internationale Vergleichsstudien neue Positionierungschancen identifizieren – zum Beispiel im Premiumsegment für gesunde Alterungsprozesse.
Möchten Sie wissen, wie Ihre Produkte im Longevity-Kontext stärker wirken – und warum Ihre Marke dafür richtig aufgestellt sein muss?
Dann sprechen Sie mit uns. Wir bringen Forschung, Verhalten, Kultur und Produktentwicklung zusammen – für Marken mit Zukunft.

Tina Choi-Odenwald
Research Director

Maria Wronka
Research Director